Zu Fuß über den Traversina Steg und durch die Viamala Schlucht

Der Traversina Steg II

 

Corona sei Dank hatte ich diesen Sommer wieder etwas mehr Zeit, die Alpen zu erkunden. Einer meiner Ausflüge ging in meine alte Heimat, ins schöne Graubünden in der Schweiz. Da das Wetter eigentlich nicht so gut angekündigt war, haben wir aufs biken verzichtet und sind wandern gegangen. Ziel der Wanderung war eigentlich nur der Traversina Steg. Dass es dann noch weiter ging zur Viamala Schlucht, und wir insgesamt 35 km gewandert sind, war nicht geplant.

Gestartet sind wir in der Nähe von Thusis am Parkplatz Burgruine Campell. Vom Parkplatz läuft man ungefähr 1,5 Stunden bis zum Traversina Steg. Der erste Teil führt über einen normalen Waldweg und ist nicht wirklich spannend. Aber mit der richtigen Unterhaltung vergeht die Zeit wie im Flug. Das letzte Stück ist wirklich sehr schön zu gehen. Über Stock und Stein und immer direkt an der Kante zur Schlucht. Die Aussichten sind wirklich beindruckend.

 

Traversina Steg II

Der Traversina Steg führt über ein Seitental der Viamala, dem Taversiner Tobel. Der einstige alte römischer Fußweg durch die Viamala war zwar noch gut sichtbar, aber tief hinten im Tal zerstört. Bis 1200 waren die Römer auf dieser Strecke unterwegs.

Auf dem Weg zum Traversina Steg II

 

Beim Wiederaufbau durch den ansässigen Kulturverein wurde Anfang der 90er Jahre daher eine Brücke gebaut, da es praktisch unmöglich war, den abgegangen alten Teil wieder zu befestigen. Der erste Traversina Steg wurde 1996 verwirklicht. Allerdings wurde der Steg Anfang 1999 durch einen Felssturz völlig zerstört.

Der neue Traversina Steg II wurde 2005 fertiggestellt und befindet sich 70 m rheinwärts zum alten Steg. Der neu gewählte Standort ist sicherer und nicht felssturzgefährdet. Der Gehweg auf dem Steg hat eine horizontale Spannweite von 56 m, insgesamt 176 Stufen und eine Höhendifferenz von 22 m. Das Bauwerk ist wirklich beeindruckend und wir sind aus dem Staunen und Fotos machen gar nicht mehr rausgekommen.

Direkt neben dem Steg hatten sich ein paar verrückte Jungs eine Slackline über das Tal gespannt und versucht auf dem Seil zu gehen. Leider hat das nicht so wirklich gut geklappt, aber so war es immerhin spannend für uns zum schauen.

Nachdem wir fertig gestaunt hatten, sind wir auf der Südseite runter und haben uns dann entschieden, einfach noch ein Stückchen weiterzulaufen. Ein bisschen weiter heißt, dass wir dann noch zur Viamala Schlucht weitergelaufen sind. Wenn ich schonmal da bin…

 

Viamala Schlucht

Die Viamala Schlucht ist auf jeden Fall sehr beeindruckend. Durch Gletschereis und Wasser sind bis zu 300 m tiefe Schluchten entstanden. Rechts und links türmen sich die die Felswände auf und tief unten strömt der Hinterrhein durch die Schlucht.

Die Viamala Schlucht. Ganz unten ist die Besucherplattform zu sehen.

 

Via mala ist romanisch und bedeutet „schlechter Weg“. Der Weg war früher eine historische Handelsroute. Reisende und Händler haben sich früher mit Pferden und Kutschen über schmale, ausgesetzte Pfade durch diese Schlucht gekämpft, weil es den besten Zugang zu den Alpenpässen Splügen und San Bernadino bietet. Das ist wirklich unglaublich und auch unwirklich. In der heutigen Zeit und mit der heutigen Technik ist es ja kein Problem, große Autobahnen und Tunnels zu bauen. Aber damals?

Wir sind nicht die einzigen, die sich dieses Naturwunder anschauen wollen und es ist die Hölle los. Überall Autos und Touristen. An der Schlucht gibt es auch ein Besucherzentrum und für einen Eintrittsspreis von CHF 6 für Erwachsene und CHF 5 für Kinder kann man über einen in die Felswand gesprengten Tunnel auf eine Besucherplattform gehen. Das haben wir aber gelassen und sind einfach noch weitergelaufen.

 

Punt da Suransuns

Sobald man nach der Viamala die Straße überquert und wieder auf den Wanderweg neben dem Hinterrhein kommt, kehr wieder Ruhe ein. Hier sind kaum Wanderer unterwegs. Wir überqueren die Brücke Punt da Suransuns, die unter der Autobahn entlangführt und den den Wanderweg im südlichen Teil der Schlucht verbindet. Die Brücke wurde 1999 fertig gestellt.

Nach dem Traversina Steg und der Viamala Schlucht wirkt diese Brücke nur wie eine normale, ordinäre Brücke und bringt uns nicht mehr so wirklich zum Staunen.

Kurz nach er Brücke sind wir wieder auf eine Art Straße oder Weg gekommen und leider keine Schilder mehr gefunden. Da es schon spät war und wir ja den ganzen Weg wieder zurücklaufen mussten, haben wir entschieden, den Rückweg anzutreten.

Brücke Punt da Suransuns

 

Aber, als hätten wir immernoch nicht genug gehabt, haben wir uns am Ende noch einmal für einen Umweg entschieden und sind nicht über den Traversina Steg II zurück, sondern auf der anderen Seite der Schlucht, über Rongellen.

Noch eine letzte Belohnung, bevor es zurück zum Auto ging.

Es war inzwischen zwar richtig anstrengend und uns haben die Füße weh getan. Aber es hat sich gelohnt. Wir mit einem Ortsansässigen ein sehr nettes Gespräch gehabt und sehr viel erfahren. Und es war schön, alles noch einmal aus einer anderen Perspektive zu sehen.

Trotz des wunderschönen Tages und nach 35 km wandern waren wir froh, dann endlich wieder am Auto angekommen zu sein.

Blick auf Thusis.

 

Fazit:

Es war ein ereignisreicher Tag, an dem wir superviele schöne Eindrücke hatten. Die Wanderung war kein bisschen langweilig, weil sie die Landschaft quasi nach jeder Kurve verändert hat. Die Viamala ist ein absolutes Naturspektakel und sollte man sich unbedingt anschauen, wenn man in der Gegend ist!

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.